Archiv - Sonderausstellungen
Im Folgenden finden Sie alle unsere Sonderausstellungen ab 2021. Wir werden die Übersicht nach und nach erweitern.
2022-2023: Herman H. teer Meer - Präparator aus Leydenschaft
Präparator mit Haut und Haar – das war Herman H. ter Meer. Nichts Geringeres als die Abbildung der Wirklichkeit hatte er sich als Maßstab gesetzt. Eine Maxime, die den Wahlleipziger zum Wegbereiter der modernen Tierpräparation werden ließ und bis heute nachwirkt. Unsere weltweit größte Sammlung seiner Tierpräparate und Plastiken offenbart faszinierende Momentaufnahmen des Lebens in einzigartiger Naturtreue. Ter Meer dachte sich in jedes Tier hinein und brachte Wesen und Charakter meisterhaft zum Ausdruck. Kunst und Handwerk vereinen sich in seinen Werken, denn Präparation war für Ihn stets beides zugleich. Mit Ehrfurcht ging ter Meer jedes seiner Schöpfungen an und war sich der Schönheit der Natur stets bewusst.
Mit seiner Arbeit wollte er den Menschen die unfassbare Artenvielfalt der Welt und im gleichen Zuge die Notwendigkeit der Mehrung von Naturwissen und Artenkenntnis aufzeigen. Er betonte in seinen Darstellungen immer wieder die Schönheit der Natur.
Dr. Ronny Maik Leder, der Direktor des Naturkundemuseum Leipzig
Wirken in Leipzig
Viele berühmte und wegweisende Naturforscher und Naturwissenschaftler haben bewusst Leipzig als Ort ihres Wirkens gewählt. Herman H. ter Meer war Niederländer und Wahl-Leipziger. Vom Fremden wurde er zum regelrechten „Fan“ der Stadt und brachte sich schnell als wichtiger Netzwerker in das gesellschaftliche und kulturelle Leben ein. Der Dermoplastiker betrieb nicht nur einen regen fachlichen Austausch mit Kollegen aus aller Welt, sondern pflegte in der ter Meerschen Familienwohnung einen offenen Hausstand in weltgewandter, geselliger Atmosphäre. Freunde und Kollegen aus Wissenschaft, Kunst und Musik, als auch Persönlichkeiten der Leipziger Stadtgesellschaft gaben sich im Hause ter Meer ein munteres Stelldichein. Dieser besondere Blick auf den Privatmann und Gesellschaftsmenschen Hermann H. ter Meer wird ebenso in den Mittelpunkt des Themenjahres gestellt, wie seine herausragende Bedeutung als Präparator. Es werden spannende Einblicke in die historische Ära der Gründerzeit und das Leipziger Leben im ersten Drittel des Zwanzigsten Jahrhunderts gegeben. Allem voran waren es doch die Naturwissenschaften in Leipzig, welche in jener Zeit einen wahren Boom erlebten und weit über die Stadtgrenzen hinaus strahlten.
2022-2023: Freighted - 500 Jahre Nashorn in Sammlungen und Ausstellungen
Wanderausstellung der südafrikanischen Künstlerin Fritha Langerman
Die Ausstellung präsentiert das Nashorn als Objekt des Spektakels. Aus verschiedenen kulturellen und zoologischen Perspektiven wird die Tierart untersucht - ein Symboltier, gezeichnet von der Geltungssucht als auch von der Begierde des Menschen.
Die komplexe Geschichte des Kolonialismus, Macht und vor allem der Handel mit dieser Tierart prägen frühe naturkundliche Sammlungen und sind so auch relevant für die heutigen Sammlungen des 21. Jahrhunderts. Mit Hilfe klassischer museologischer Darstellungsmethoden stellt die Ausstellung die Entstehung naturkundlicher Sammlungen ins Zentrum einer kritischen Betrachtung und hinterfragt die kulturelle Repräsentation von Natur.
Ungewöhnlich präsentiert wird die Tierart in einer hölzernen Nashorn - Transportbox. Ausstellungsbesucher/-innen können sie selbst betreten und nehmen so eine neue Perspektive auf die fragmentierte Geschichte rund um diese kurz vor dem Aussterben stehende Art ein.
2022: Metamorphosis
Ausstellung
05.-14.07.2022
Im Zeichen der Verwandlung steht die Diplomausstellung mit Arbeiten der Malerin Julia Hochbaum (Hochschule für Grafik und Buchkunst). Das Museum wird zur Wunderkammer. In Treppenhäusern, über Büsten und zwischen Präparaten sind Gemälde zu entdecken, die im traditionsreichen Genre des Stilllebens detailreich aufzeigen, was oft im Alltag verborgen bleibt. Auf einer Bühne inszeniert Hochbaum aufgeschnittenes Obst, das aus der klassischen Darstellung heraus- und in einen zeitgemäßen Kontext hineingehoben wird. Sie stößt im täglichen Leben als auch bei Besuchen im Naturkundemuseum auf Ideen, die sie später in ihrem Atelier mit brillanten Farben, dramatischen Lichtstimmungen und sorgfältigen Texturen zu Gemälden zusammensetzt. Magische und surrealistisch angehauchte Momente entstehen dabei durch Insekten, Spinnen und Vögel, die den menschlichen Wohnraum erobern und mit Objekten in diesem interagieren. Das Thema der Veränderung wird nicht nur in den Gemälden sichtbar. Auch das Naturkundemuseum strebt einen Wandel an, um sowohl Besuchenden als auch Ausstellungsstücken gerecht zu werden. Weitere Informationen finden Sie im Ausstellungsflyer (PDF 4 MB).
Interventionen in der Dauerausstellung
Die Ausstellung soll als eine Fortsetzung der Interventionen auf fehlenden Platz im Museum verweisen und den Blick auf die Interventionstafeln in leuchtendem Orange lenken, die über angestrebte Lösungen informieren.
2021: Kunst meets Naturwissenschaft
Vergleichen wir die Geschichte der Naturwissenschaften mit jener der Kunst, so kann behauptet werden, dass diese Sparten in der Erforschung des Lebens ursprünglich eins waren. Mit der Zeit scheint jedoch eine raumgreifende Separierung beider "Weltanschauungen" passiert zu sein. Dabei hat sich diese Verbundenheit von Wunderkammern weltgewandter Fürsten, die späteren Naturkundemuseen, und künstlerischer Präsenz seit ihren Anfängen befruchtet - als Orte, in denen Künstlerinnen und Künstler in den Prozess der Naturerforschung einbezogen waren.
Kooperationsprojekt
Vor diesem Hintergrund haben das Naturkundemuseum Leipzig und der D21 Kunstraum die beiden Künstler/-innen Erik Weiser und Theresa Zwerschke aus Leipzig eingeladen, sich mit der Sammlung des Naturkundemuseums auseinanderzusetzen.
2021: Sonderschau - Unsere Natur
Ab dem 23. März 2021 wird das "Künstlerische Frühlingserwachen" im Naturkundemuseum Leipzig eingeläutet. Im zweiten Obergeschoss des Museums erwartet die Besucher/-innen eine Schau mit dem Titel "Unsere Natur" des Künstlers Alan Biehlig von der Hochschule für Grafik und Buchkunst.
In seinen Arbeiten, die Objekte und Collagen umfassen, setzt sich der Künstler mit Darstellungsformen von Natur in Naturkundemuseen und Medien, zum Beispiel Bildbänden und Zeitschriften, auseinander. Seine Arbeiten werden bis Ende April zu sehen sein.
2020-2021: In 4 Kapiteln werden Geschichten lebendig - Expedition 4x6 - KUBUS
Startpunkt war ein Kubus mitten in Leipzig. Hier begann im September 2019 das Kooperationsprojekt "Expedition 4x6", initiiert vom Naturkundemuseum Leipzig und der Schaubühne Lindenfels. Das erste Kapitel war eine verlassene Forschungsstation, der Schreibtisch ist von wilden Pflanzen überwuchert, alte Landkarten verwittern. Man erzählt sich Geschichten von fernen Ländern und packt dabei die Kisten für die nächste Forschungsreise. Geht es an den Polarkreis, in die Tiefsee oder wie aktuell in Sperrgebiete?
In allen Kapiteln erforschen die Besucher längst vergangene Wesen und Welten, denen sie im Rahmen der Expedition 4x6 wieder begegnen können. Neben einer träumerisch-fiktiven Auseinandersetzung flankieren greifbar reale Fragen die Inszenierungen: Wann hat der Mensch angefangen, die Lebewesen neben sich zu verdrängen? Wo begann das große Artensterben? Und ist eine Entwicklung, die einmal ins Rollen gekommen ist, überhaupt noch zu stoppen?
Kapitel 4: Sperrgebiet
Neben dem Museum, welches in den letzten Monaten selbst eine Tabuzone war, gibt es gute Gründe, bestimmte Bereiche zu Sperrgebieten zu erklären. Zum Beispiel sind manche Sperrgebiete mit Giften und Radioaktivität verseucht oder es liegt gefährliche Munition im Boden. Andere Sperrgebiete sind politische Räume, die Menschen voneinander trennen, wie die frühere innerdeutsche Grenze. Auch Naturschutzgebiete, die Lebewesen eine ungestörte Entwicklung sichern sollen, sind Zonen, die nur bedingt betreten werden dürfen.
Unter dem Ausstellungsmotto "Zutritt (nicht) erlaubt", lädt das Naturkundemuseum Leipzig zur Entdeckung einiger typischer Sperrgebiete wie Bergbaufolgelandschaften und einer Müllkippe und sogar ins eigene Museumsdepot ein.