Herbarium
Mit mehr als 33.600 Bögen ist das Herbarium die größte Sammlung des Naturkundemuseums.
Sammlungskonzept
Aus der Geschichte unserer Sammlung ergibt sich unser Anspruch einer mitteldeutschen Belegsammlung sowie einer europäischen Vergleichssammlung. Dabei werden Neophyten und Adventivarten weiterhin einen besonderen Sammlungsschwerpunkt bilden. Bei der Erforschung der bestimmungskritischen Gattung Oenothera (Nachtkerzen) kamen in den letzten Jahren mehr als 5.000 Herbarbögen mit Nachtkerzen aus Mitteldeutschland und Südbrandenburg in unsere Sammlung.
Gern nehmen wir auch weitere Privatsammlungen in unser Herbarium auf, wenn sie unserem Sammlungskonzept entsprechen und eine für wissenschaftliche Sammlungen ausreichende Beschriftung aufweisen. Hierzu können Sie sich gern an unsere Mitarbeiter in der Abteilung Botanik wenden.
Die wichtigsten Sammlungen
Otto Albert Fiedler
Den Grundstein legte die Sammlung des Leipziger Oberstudienrates Otto Albert Fiedler (1880-1971) mit knapp 5.800 Belegen aus dem Zeitraum von 1905 bis 1964 (mit einzelnen Belegen anderer Sammler ab 1833). Ein Schwerpunkt von Fiedlers wissenschaftlicher Arbeit lag in der Erforschung der Leipziger Adventivflora. Adventivpflanzen sind Arten, die sich als Neophyten vorübergehend aber nicht dauerhaft etablieren können. In Leipzig als internationaler Messe- und Handelsstadt gab es viele Möglichkeiten für die Einwanderung solcher Arten aus aller Welt. Und so finden sich bei den Fundortangaben immer wieder die Orte Leipziger Wollkämmerei, Mitteldeutsche Großmarkthalle, Leipziger Teefabrik oder Klärwerk Rosental. Und so konnte Otto Fiedler eine Vielzahl von Arten aus aller Welt sammeln, ohne jemals in deren ursprünglicher Heimat gewesen zu sein. Auch ließ er sich die Staubabfälle der Leipziger Wollkämmerei und anderer Betriebe mit "Kolonialwarenhandel" geben, um sie auf dem Beet in seinen Garten auszubringen und die darin enthaltenen Samen zu bestimmbaren Pflanzen heranzuziehen.
Wilhelm Carl Friedrich Weickert und Karl Siecke
Bemerkenswert sind auch die Sammlungen der Grimmaer Apothekermeister Wilhelm Carl Friedrich Weickert (1858-1903) und Karl Siecke welche 1975 von unserem Museum käuflich erworben wurden. Die Sammlung von Weickert umfasst 1.404 Belege aus dem Zeitraum von 1842 bis 1860 und stammt vermutlich von seinem Vater. Der Sammlungsschwerpunkt lag in Mitteldeutschland. Besonders häufig finden sich als Fundortangaben Grünhainichen im Erzgebirge sowie der Leipziger Bienitz und seine Umgebung, wo Weickerts Eltern bei Quesitz wohnten. Einige Belege stammen auch aus den Schweizer Alpen, insbesondere aus dem Gebiet des Monte Rosa.
Die Sammlung von Siecke umfasst 1.571 Belege aus dem Zeitraum von 1905 bis 1933. Schwerpunkte seiner Sammlungstätigkeit lagen in Mitteldeutschland, insbesondere in seiner Heimatstadt Grimma, aber zum Beispiel auch im Tautenburger Forst in Thüringen sowie in Baden-Württemberg mit Schwarzwald und Kaiserstuhl und außerdem in den Schweizer Alpen.
Robert Rafael
Im Jahr 1976 schenkte der Volksschullehrer Robert Rafael (1903-1994), von 1955 bis 1988 Mitarbeiter in unserem Naturkundemuseum, dem Museum sein Gehölzherbar. Es umfasst 191 Belege von Blättern von Bäumen vor allem aus Leipzig aus dem Zeitraum zwischen 1930 und 1967. Außerdem fand sich 2010 ein Karton mit alten Zeitungsbögen aus den 1930er bis 1950er Jahren mit insgesamt 495 Belegen, ein Teil des lange Zeit verschollen geglaubten Herbariums von Robert Rafael.
Dr. Ludwig Schellhammer
Die Sammlung von Dr. Ludwig Schellhammer (1932-1999) umfasst circa 10.700 Belege. Davon stammen circa 2.000 Belege im A4-Format von Eigenaufsammlungen sowie Schülerherbarien aus seiner Zeit als Oberstufenlehrer in Schildau/Torgau. Mit circa 8.700 Belegen bereicherte er ab dem Jahr 1982 als Mitarbeiter unseres Museums in der Abteilung Botanik unsere Sammlung. Sein Sammlungsschwerpunkt lag in Mitteldeutschland mit einer besonders leidenschaftlichen Verbindung zum Bienitz und zur Dübener und Dahlener Heide rund um seine zweite Heimatstadt Schildau.
Dr. Horst Schaarschmidt
Dr. Horst Schaarschmidt, von 1983 bis 2008 Leiter der Abteilung Botanik unseres Naturkundemuseums, legte seinen Sammlungsschwerpunkt auf Gehölze. Sein "Dendro-Herbar" umfasst 1.322 Belege aus dem Zeitraum von 1973 bis 2008, nicht selten auch unter Mitwirkung von Robert Rafael, H.-J. Scherschak oder M. Winkler. Über 50 Prozent seiner Belege stammen aus den Leipziger Stadtgrün. Dr. Schaarschmidt sammelte aber auch europaweit, vor allem im Zusammenhang mit Tagungen und sogar aus Kuba und Usbekistan hat er Sammlungsbelege mitgebracht.
Eigenaufsammlungen und Schenkungen der letzten 10 Jahre
In den letzten 10 Jahren ist unser Herbarium um weitere 11.750 Belege gewachsen. Neben Eigenaufsammlungen haben wir auch Schenkungen aufgenommen, von denen hier beispielhaft die der letzten zwei Jahre erwähnt werden sollen. Von Ingeborg Schuh erhielten wir ein Apothekerherbarium aus ihrer Studienzeit von 1957. Ihre 70 Belege stammen vor allem aus Plauen und Umgebung, aber auch von einem Urlaub in Kölpinsee in Mecklenburg-Vorpommern.
Von Dr. Karl-Heinz Schiller erhielten wir das Studienherbar (Promotion) mit 193 Belegen aus der Zeit von 1969 bis 1971. Er sammelte vor allem auf den Kippen des Braunkohlenbergbaus nördlich von Borna, insbesondere im ehemaligen Tagebau Witznitz.
Von Dr. Alexander Bänsch erhielten wir 737 Belege aus der Zeit von 1979 bis 1991. Seine Sammlungsschwerpunkte lagen in Lützen und Umgebung sowie im westlichen Thüringer Schiefergebirge. Aber auch Urlaubsmitbringsel aus Norwegen und Bulgarien bereichern seine Sammlung, von 1973 bis 2008 nicht selten auch unter Mitwirkung von Robert Rafael, H.-J. Scherschak oder M. Winkler. Über 50 Prozent seiner Belege stammen aus den Leipziger Stadtgrün. Dr. Schaarschmidt sammelte aber auch europaweit, vor allem im Zusammenhang mit Tagungen und sogar aus Kuba und Usbekistan hat er Sammlungsbelege mitgebracht.