Die zukünftige Dauerausstellung
Museumskonzeption als Grundlage
Der Stadtrat hat der Museumskonzeption für ein neues Naturkundemuseum Leipzig (PDF 1,59 MB) zugestimmt. Darin sind die Leitlinien für die inhaltliche Ausrichtung enthalten. Wir nehmen Sie mit auf eine Reise in das zukünftige Naturkundemuseum Leipzig. Werfen Sie einen Blick auf die drei geplanten Zentralinszenierungen.
Drei Zentalinszenierungen
Das Mammut von Borna
Die Geschichte des "Mammut von Borna" ist stark im Bewusstsein vieler Leipziger verwurzelt und war bereits in vielen Planungen Element des Dauerausstellungsbereiches. 1908 in einer Lehmgrube am Wyhra-Ufer entdeckt, wurde das nahezu vollständig erhaltene Mammutskelett seit Ende 1909 in der Prähistorischen Abteilung des Leipziger Museums für Völkerkunde als zentrale Inszenierung präsentiert und war dort bis zur Zerstörung in der Bombennacht vom 4. Dezember 1943 die Attraktion.
Das Mammut von Borna wird durch einen feinen, äthergleichen Nebel aus Wasserdampf in einem Theater aus Eis wiederauferstehen. Ein riesiger begehbarer Eisblock symbolisiert jene Zeit der Kälte und des vorrückenden Inlandeises. Das Innere des Gletschers wird zur nicht greifbaren Bühne und dient als Projektionsfläche für eine holografische Darstellung des zotteligen Tieres, wie es einst durch die Eiszeitlandschaft des Elsterglazials schritt.
Die Kulisse beschreibt diese Eislandschaft mit all den fossilen Zeugen der Flora und Fauna, die in den Sammlungsbeständen des Museums nur darauf warten, ihre Geschichte zu erzählen. Etwa die von Riesenhirsch, Höhlenbär und Höhlenlöwe und deren beständigem Kampf ums Überleben, bei dem auch der Mensch eine erste gewichtige Rolle spielte. In der genannten Inszenierung werden Geologie, Paläontologie, Zoologie, Botanik und Archäologie auf beeindruckende und fesselnde Art und Weise miteinander verknüpft.
Valdivia - Von Leipzig in die Tiefen der Weltmeere
Ein weiteres Highlight der Ausstellung wird die Wissenschaftshistorie Leipzigs. Ganz zentrales Thema ist hierbei die Erste Deutsche Tiefseeexpedition, die der Leipziger Zoologie-Professor Carl Chun 1898 mit dem Forschungsschiff Valdivia startete. Der Besucher taucht ein in die faszinierende Welt der Tiefsee. Szenische Kulisse ist ein Trichter aus Licht. Je tiefer man unter Wasser vordringt, desto enger wird dieser. An der Oberfläche sieht man schemenhaft den Bug der Valdivia und ein Trichternetz, mit dem die Wissenschaftler auf der Jagd nach den Wesen der Tiefe waren.
Die Inszenierung durchbricht den Boden des Erdgeschosses und begibt sich in das Kellergeschoss. Dort erwartet die Besucher ein Platz zum Verweilen mit Liegemöglichkeiten, an dem sie den Raum auf sich wirken lassen und das Spiel aus Licht und Farben verfolgen können. Die Wesen der Tiefsee werden auf besondere audiovisuelle Art und Weise zum Leben erweckt. Kommunikation im Dunkel erfolgt über Licht und Ton - ähnlich wird sich die Szene präsentieren. Tiefseekalmare, Rippenquallen, Drachenköpfe und andere biolumineszente Lebewesen werden via Licht und Sound "ins Gespräch treten".
Als Nebenstränge werden die Forschungsreise der Valdivia und ihrer Teilnehmer erzählt und weitere Geschichten der Leipziger Wissenschaftshistorie vermittelt. Ein Stück authentisches Leipzig, das beinahe in Vergessenheit geraten ist.
Tour de ter Meer - Präparationskunst im Spannungsfeld der Generationen
Die dritte und letzte Zentralinszenierung beschäftigt sich mit der Geschichte der Dermopräparation, die ganz wesentlich mit dem Namen Herman Heinrich ter Meer und seiner Wirkungsstätte in Leipzig verbunden ist. Ein Turm - eine sich erhebende Skulptur aus Tierkörpern - stellt die Nahrungskette als trophische Pyramide dar mit all ihrer Dramatik und Dynamik. Der Besucher wird in den Bann der Bewegung gezogen, die vor seinen Augen erstarrt zu sein scheint. Über eine Treppe steigt er auf in der Nahrungskette und erreicht somit auch die nächste Geschossebene.
Von der Basis bis zur Spitze werden die unterschiedlichen Habitate vom Flussufer über die Urwald- und Wüsten- bis zu den Gebirgsregionen dargestellt. Afrika, Südamerika, Nordamerika und Eurasien gehen ineinander über. Australien und Madagaskar scheinen als schwerelose Inseln im Raum zu schweben. Der Besucher erhält einen Eindruck von der Mannigfaltigkeit der Tier- und Pflanzenwelt unseres Planeten und versteht, warum nichts voneinander trennbar ist. Entfernt man einen Spieler, so stoppt das ganze Spiel, das Kartenhaus stürzt zusammen. Das Verständnis für unsere Welt vermittelt durch die Kraft der Ästhetik - hier schließt sich der Kreis.